Bypass - ESP Thun Nord

Bypass

Der Bypass Thun Nord ist die nördliche Aarequerung in der Stadt Thun. Die Inbetriebnahme im Jahr 2017 legte die Basis für das neue Verkehrsregime und die Erschliessung des Areals ESP Thun Nord. Zusammen mit der Bahnhaltestelle entsteht ein Verkehrsknotenpunkt für die ganze Region Thun.


Gesamtverkehrsstudie Agglomeration Thun

Nachdem im Jahre 2003 erkannt wurde, dass die Verkehrsinfrastruktur der Region Thun mit dem regionalen Wachstum nicht Schritt halten konnte, wurde duch den Kanton Bern die Erarbeitung einer Gesamtverkehrsstudie in Auftrag gegeben. Das hauptsächliche Ziel dabei war die nachhaltige Lösung des Problems mit einem für die Region Thun gesamtheitlichen Ansatz und unter Einbezug der betroffenen Stellen. Ebenso wurden alle Lösungsansätze mit denjenigen von Bund und Kanton koordiniert. Ein wesentlicher Punkt war auch, dass bereits auf konzeptioneller Ebene ein breit abgestützter Konsens erarbeitet werden sollte. So wurden insgesamt 49 Institutionen und Gemeinden in den Prozess mit einbezogen und die Ergebnisse des iterativen Vorgehens wurden in das Planwerk integriert.

Erkenntnisse und gesamtheitlicher Ansatz

Die Gesamtverkehrsstudie kam zum Schluss, dass in einer ersten Phase die vorhandenen Strassen optimaler zu nutzen sind und der öffentliche Verkehr sowie der Velo- und Fussgängerverkehr ausgebaut werden sollen. In einer zweiten Phase sollen neue Strassen und eine Aarequerung im Norden der Agglomeration das stetig wachsende Verkehrsaufkommen aufnehmen. Mit flankierenden Massnahmen wie Verkehrslenkung in den Ring von Parkhäusern am Rand der Innenstadt und einem Einbahnverkehrsregime auf den Innenstadtbrücken soll die Innenstadt vom Personenwagenverkehr entlastet werden. In einer dritten Phase soll über eine neue Aarequerung im Süden eine weitere Entlastung erreicht und in der Thuner Freienhofgasse eine verkehrsarme Zone eingerichtet werden. Bereits zu diesem Zeitpunkt war klar, dass die verschiedenen Massnahmen einen gesamtheitlichen Ansatz verfolgen und nur mit der Summe aller Aktivitäten eine erfolgreiche regionale Lösung möglich ist.

Kernprojekt Bypass Thun Nord

Das zweite Massnahmenpaket aus der Gesamtverkehrsstudie befasste sich mit der fehlenden Verbindung im Norden der Stadt Thun. Hier sollte eine neue Aarequerung und Strassenverbindung zwischen den nördliche Agglomerationsgebieten und den Westquartieren der Stadt geschaffen werden. Als Kernprojekt dieses Massnahmenpaketes kam dem Bypass Thun Nord grosse Bedeutung zu. Allerdings vermochte das Infrastrukturvorhaben alleine die umliegenden Detailprobleme nicht zu lösen. Weil die Verkehrsströme in der Thuner Innenstadt, die ungenügende Leistungsfähigkeit der Bernstrasse sowie die drohende Verlagerung von Engpässen nicht gelöst waren, wurde ein Paket mit flankierenden Massnahmen geschnürt. Dessen wesentlichen Inhalte waren das neue Strassenstück bei der Stockhornstrasse, die südliche Erschliessung der Gemeinde Heimberg und der Bahnstation Steffisburg, die neue Verkehrsführung mit Einbahnregelung in der Thuner Innenstadt, die Einführung eines Verkehrleitsystems zwecks Bündelung des motorisierten Individualverkehrs, die Attraktivierung einzelner Strassenabschnitte sowie die Einführung eines Parkleitsystems auf der Basis des Thuner Parkhausrings.

Erzielte Effekte und aktuelle Pendenzen

Die schrittweise Umsetzung der verschiedenen Vorhaben führte zu einer in der Region Thun nie dagewesenen Bautätigket im Tiefbau. Nach der Inbetriebnahme der Alpenbrücke (Bypass Thun Nord) im Jahr 2017 und der Realisierung verschiedener weiterer Strassenbauprojekte konnte ein positiver Effekt erzielt werden. Die Bernstrasse wurde erheblich entlastet, die Aarequerungen in der Thuner Innenstadt haben sich um zirka 40 Prozent reduziert und die angestrebte Verlagerung auf die neue Aarequerung im Norden der Stadt Thun ist eingetreten. Insgesamt kann festgehalten werden, dass die Ziele des zweiten Massnahmenpaketes aus der Gesamtverkehrsstudie Agglomeration Thun erreicht wurden. Der grosse negative Punkt ist aber, dass die Kapazität am rechten Thunerseeufer nicht ausreicht, um im Gesamtsystem die gewünschte Funktion einzunehmen. Hierfür ist die Umsetzung des dritten Massnahmenpaketes erforderlich. Um die Situation kurzfristig zu verbessern wurden Ende Jahr 2021 Sofortmassnahmen zur Optimierung des Verkehrsflusses eingeleitet. Gleichzeitig wurde aber auch der Prozess initialisiert, eine südliche Aarequerung in das Agglomerationsprogramm des Bundes der 5. Generation hinein zu bringen. Die nachhaltige Verbesserung der Verkehrssituation am rechten Thunerseeufer bleibt pendent.